Neuss ist eine der ältesten Städte Deutschlands, und sie ist Hansestadt. Das war sie nicht immer, denn sie war kein Mitglied der Städtehanse. Als sie 1474 der Belagerung durch den burgundischen Herzog Karl dem Kühnen widerstand, verlieh ihr Kaiser Friedrich III. das Privileg, alle Rechte der Hanse genießen zu dürfen. Eine offizielle Aufnahme in die Körperschaft der Hanse stellte das jedoch nicht dar, die hätte nur die Hanse selbst gewähren können. Das verhinderte Köln, um die eigene Vormachtstellung in dem Bund nicht zu gefährden. Schon in der Mitte des 12. Jahrhunderts schlossen sich Kaufleute zur Förderung ihres Handels im Ausland zusammen. Es entstand die Handelshanse, aus der später die Städtehanse wurde. Diesem Bund gehörten zeitweise nahezu 200 See- und Binnenstädte in sieben Ländern an. Der Verständigung untereinander und der gemeinsamen Erörterung verschiedener Probleme diente der jährlich stattfindende Hansetag. Als höchstes Beschlussgremium der Hanse fand 1358 in Lübeck der erste Hansetag statt, der letzte 1669 auch in Lübeck. Über 400 Jahre lang hat die Hanse die Wirtschaft-, Handels- und Machtpolitik an Nord- und Ostsee mitgestaltet. Um den grenzüberschreitenden Hansegedanken wieder aufzugreifen, gründeten ehemalige Hansestädte 1980 im niederländischen Zwolle die Hanse der Neuzeit. Heute gehören 195 Städte in 16 Ländern zu diesem Netzwerk, darunter auch Neuss als Gründungsmitglied. Durch die Stadt gehen heute wie damals wichtige Handelsstraßen in alle Richtungen. Mit der Wiederbelebung der Hanse änderte sich einiges: Im jährlichen Wechsel finden in einer der Hansestädte mehrtägige Veranstaltungen statt, auf denen sich die Städte präsentieren.
Die Delegierten des Internationalen Hansebundes kommen zusammen, in diversen Arbeitskreisen werden aktuelle Themen angesprochen und Projekte angestoßen. Seit einigen Jahren gehört auch die Wirtschaftskonferenz zum Programm des Hansetags. Nach außen dominieren Kunst, Kultur und Musik den Internationalen Hansetag der Neuzeit, der von einem offenen und multikulturellen Flair geprägt ist. Im Rahmen der 2000-Jahrfeier 1984 war die Quirinusstadt zum ersten Mal Gastgeberin. In drei Jahren wird sie es wieder sein: Den 42. Internationalen Hansetag richtet die Stadt Neuss aus.
Die Hanse-Gesellschaft Neuss
Angelika Quiring-Perl liegt die ideelle Förderung des hanseatischen Geistes in der Bevölkerung besonders am Herzen: Die CDU-Ratsfrau ist Mitglied der Internationalen Hansekommission und Hansebeauftragte der Stadt Neuss. 2016 gab sie den Anstoß zur Gründung der Hanse-Gesellschaft Neuss, deren Vize-Präsidentin sie ist. „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, das Geschichtsbewusstsein vor dem Hintergrund der europäischen Hansetradition zu wecken und die weltoffene und völkerumspannende Städteverbindung der Hanse ins Bewusstsein der Neusser Bürger zu bringen.“ Zu den über 100 Mitgliedern der Hanse-Gesellschaft zählen neben engagierten Einzelpersonen zahlreiche Neusser Unternehmen, Institutionen und Vereine. „Die Gesellschaft fungiert als Netzwerk Neusser Unternehmen und fördert gemäß der hanseatischen Tradition Weltoffenheit und den friedlichen wirtschaftlichen Handel, somit eine Handelswelt ohne Grenzen.“
Unter den Gründungsmitgliedern der Hans-Gesellschaft Neuss sind neben Angelika Quiring-Perl, ZIN e.V. Neuss, die Heimatfreunde Neuss, die Neuss-Düsseldorfer Häfen, Jürgen Sturm, Michael Giesen und Jörg Wisbert, der zum ersten Präsidenten gewählt wurde. „Jörg Wisbert habe ich vor vielen Jahren beim Hansetag in Frankfurt/Oder kennengelernt“, erinnert sich Angelika Quiring-Perl.“ Er war Mitbegründer und Präsident des Hanse Club Wirtschaft Frankfurt(O)/Eisenhüttenstadt und hat dort viel bewegt. Seine Erfahrung kam der Hanse-Gesellschaft Neuss zugute.“ Drei Jahre lang hat er in Neuss Aufbauarbeit geleistet. Im Mai übergab er sein Amt an seinen Nachfolger Rainer Schäfer, ehemaliger Geschäftsführer der Neuss-Düsseldorfer Häfen. Auf ihn wartet viel Arbeit, der Internationale Hansetag in drei Jahren will vorbereitet und organisiert werden.
Hansetag 2022 in Neuss – „Im Fluss der Zeit“
„Zum 42. Internationalen Hansetag werden vom 26. bis zum 29. Mai 2022 rund 2.000 Delegierte aus 16 Ländern und geschätzt 250.000 Besucher erwartet“, sagt Jürgen Sturm, Geschäftsführer von Neuss Marketing. Schon jetzt beginnen die städtische Tochtergesellschaft und die Hanse-Gesellschaft mit den umfangreichen Vorbereitungen für dieses Event. Das Motto „Im Fluss der Zeit“ präsentierte Bürgermeister Reiner Breuer beim diesjährigen Hansetag in der Neusser Partnerstadt Pskow. Das neue Logo ist bereits entworfen: Blaue Wellen, in denen man die Buchstabenkombination NE erkennt, rote Schrift, weißer Hintergrund.
„Die Wellen symbolisieren die Verbindung zwischen Neuss und anderen Hansestädten über den Rhein. Das Logo und die Farben Blau, Weiß und Rot unterstreichen den maritimen Charakter der Veranstaltung“, erklärt Sturm. Die Stadt hat bereits mit der Einrichtung eines Hansebüros den Startschuss für die Organisation des Hansetages gegeben. Im kommenden Jahr wird eine zweite Vollzeitstelle besetzt. Die Kosten für die Veranstaltung kalkuliert die Verwaltung mit rund 1,5 Millionen Euro, die auf die Haushaltsjahre 2019 bis 2022 verteilt werden. Um einen Teil der Kosten aufzufangen, will die Stadt gemeinsam mit der Hanse-Gesellschaft versuchen, Sponsoren zu beteiligen. „Hotels, Gastronomen und der Handel werden profitieren. Auch werden wir die hiesige Wirtschaft um Unterstützung bitten“, erklärt Angelika Quiring-Perl. „Für die Stadt ist der Hansetag äußerst werbewirksam, er stellt ein Alleinstellungsmerkmal für Neuss in der Region dar. Uns ist es wichtig, deutlich zu machen, dass es nicht nur um gegenseitige Besuche und ein gemeinsames Fest mit allen Beteiligten und Gästen geht. Der Hansetag soll die engere Zusammenarbeit von Städten auf europäischer Ebene fördern. Wichtige Themen sind Bildung, Weiterbildung, Nachwuchs für Betriebe.“ Rainer Schäfer sieht im Internationalen Hansetag 2022 eine große Herausforderung für die Stadt: „Neuss gibt mit dieser Veranstaltung eine internationale Visitenkarte ab. Wir werden alle Kräfte bündeln, sie zu einem Highlight für die Delegierten und alle Besucher zu machen.“
Der Hansepreis – Auszeichnung für Hidden Champions
In diesem Jahr verleiht die Hanse-Gesellschaft zum vierten Mal den Hansepreis. Mit der Auszeichnung wird die erfolgreiche Tätigkeit mittelständischer Unternehmen gewürdigt, die einen positiven Beitrag zum Wirtschaftsstandort Neuss und einen wesentlichen Beitrag zu einem weltoffenen Handel im Sinne der hanseatischen Tradition leisten. Vize-Präsidentin Angelika Quiring-Perl erklärt: „Der Preis geht an Hidden Champions, Neusser Unternehmen und Familienunternehmen, die mit ihren Produkten weltweit Nischen füllen und gesellschaftliche Verantwortung über nehmen.“ Auch der diesjährige Preis träger wird ein Unternehmen sein, das von seinem Hauptsitz in Neuss aus global agiert.“ (Artikel: Top-Magazin Rhein-Kreis Neuss – der Artikel ist
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